Ich bin gerade wütend. Und hungrig. Eine sehr blöde Kombination, die ich im Gespräch mit anderen Erasmus-Studenten hier als ‘hangry’ bezeichne – eine Kombination der beiden englischen Wörter ‘hungry’ und ‘angry’. Sehr bezeichnend.
Meine neuste Angewohnheit ist es, solange mit dem Essen zu warten, bis mein Bauch schmerzt. Ich weiß, das ist alles andere als gut und man braucht kein Ernährungsberater zu sein, um zu wissen, dass je länger man mit dem Essen wartet desto mehr isst man, sobald man dann die Gelegenheit dazu hat.
Für mich ist das aber auch keine Art abzuspecken. Ich bin einfach zu faul zur Zeit. Mein Kühlschrank ist leer, weil ich jeden Tag nur so viel kaufe, wie ich abends verspeiße und da das Essen hier günstig ist, gehe ich mittags meistens in ein Restaurant oder Imbiss.
Wo soll ich heute essen?
So auch heute. Gegen 15.30 Uhr und mit ungefähr nichts im Magen außer Hungergefühl fuhr ich in die Stadt zu meinem günstigen asiatischen Schnellimbiss mitten im Zentrum. Nichts besonderes, aber schon lecker. Und der Preis? Mittelgroße Portion plus Nestea für umgerechnet 4 Euro.
Ich lief also durch die verregneten Straßen, um mich herum alles grau in grau, nur um dann festzustellen, dass ich mit dieser doofen Angewohnheit nicht alleine bin. Der Laden war voll! Normalerweise gehe ich zur Zeit der Mittagspause dorthin. Doch nie war es da so gut besucht wie am heutigen Mittelspätnachmittag.
Also lief ich weiter. Vorbei an Subways (“Nicht schon wieder!”) und Pizza-Döner-Buden (“Keine Übersetzung. Keine Lust”).
Plötzlich stand ich vor einem Laden, der mir bekannt vorkam, obwohl ich die Straße zum ersten Mal lang lief. Zumindest bei Tageslicht.
Da bin ich doch tatsächlich auf einen Ableger des besagten asiatischen Schnellimbisses gestoßen. “Super!”, dachte ich. “Keine Essensplanänderung nötig!”
Doch als ich meine Essen (Fried Rice with Tofu) bestellen wollte, wurde mir gesagt, dass Tofu aus sei. Wie denn das? Ich bin hier einer der gefühlten 20 Vegetarier in Warschau. Okay, ganz so schlimm ist es dann doch nicht. Aber Du weißt ja, ich bin hangry.
Endspurt
Enttäuscht verlies ich das Restaurant und setzte meine epische Suche nach Essen fort. Da stieß ich auf ein kleines süßes Burgerhäuschen. Ich ging hinein und bestellte einen vegetarischen Burger mit Pommes (Vege Burger with fries). Ich war so kurz davor etwas zwischen die Zähne zu bekommen. Ich sagte mir: “Jonas, halte durch. Den größten Teil des Weges hast du hinter dir. Endspurt!”
Und da kam die Bedienung aus der Küche mit meinem Essen. Doch der Leser wird bereits erahnen, dass diese Geschichte nicht gut enden wird. Der Veggie-Burger war nur dann als vegetarisch zu bezeichnen, falls man Kühe zu den Pflanzen zählen möchte. Das war ein verdammter Cheese-Burger auf meinem Tablett!
Höflich aber bestimmt ging ich zur Kasse und sagte, dass ich einen ‘vegetarian burger’ bestellt hätte. Der Herr hinter den Tresen antwortete, dass ich ganz bestimmt einen Cheese-Burger bestellte. Seine Kollegin, die mir den Burger brachte, bestätigte seine Aussage. Interessanterweise war sie allerdings zur Zeit meiner Bestellung in der Küche. Sie muss das unglaublichste Gehör der Welt besitzen.
Ich bekam weder mein Geld zurück, noch wurde mir ein Ersatz angeboten.Also ging ich zurück auf meinen Platz, aß die kleine Portion Pommes für die ich mehr bezahlte, als in meinem asiatischen Schnellimbiss für eine komplette Mahlzeit inklusive Getränk.Den Burger lies ich unberührt zurückgehen.
Es ist ein guter Tag.
Linda says
Hey Jonas!
Oh my god, wie geil ist denn das Wort “hangry” bitte? Das kannte ich vorher noch gaaar nicht. Ich nehm das sofort in meinem Wortschatz auf! 😀 Das war ja ein richtiger “hangry Tag” bei dir. Hast du schön und witzig erzählt! Solche Tage kenn ich. Kommt immer wieder mal vor. That’s Life 😀
Konntest du diese zermürbenden Erlebnisse dann wenigstens mit einem üppigen und leckeren Abendessen ausgleichen? xD
Hugs,
Linda
Jonas says
Hallo Linda,
das Tolle bei solchen Dingen ist ja: Egal, wie sehr man sich an diesem Tag über etwas aufregt, ein Jahr später hat man die Sache vergessen.
Kurz: Ich weiß nicht mehr, wie mein Abendessen war. Aber ich glaube, es war nicht sehr üppig, da ich das rausgeschmissene Geld irgendwo wieder einsparen wollte.
Grüße
Jonas