
Steve Jobs hat nicht nur das wohl erfolgreichste Tech-Unternehmen aller Zeit gegründet, er ist auch eines der größten Vorbilder heutiger Gründer und Unternehmer. Wer sich mit seiner Person auseinandersetzt, der lern schnell seine inspirierenden Lebensweisheiten kennen. Ich habe hier mal die besten fünf Ratschläge für ein selbstbestimmtes und glückliches Leben zusammengestellt. Diese Weisheiten basieren auf der Standford Abschlussrede von 2005, die du hier als Video bzw. unter diesem Link als Transkript findest.
1. Folge deiner Neugier und Intuition!
Jobs ist einer der bekanntesten Studienabbrecher. Nach nur wenigen Monaten beschloss er, die vorgeschriebenen Veranstaltungen nicht mehr zu besuchen. Zu langweilig. Stattdessen stellte er sich seinen eigenen Studiengang zusammen. Ab sofort besuchte er nur Vorlesungen, die ihn auch wirklich interessierten.
Die meisten Abiturienten und Abiturientinnen heute wissen nicht, was sie studieren sollen. Meist ist ihnen nur eines bewusst: Ein Studium muss her, sonst gibt es keinen gescheiten Arbeitsplatz später! Und viele suchen sich ihren Studiengang nach praktischen Überlegungen aus. Schließlich braucht es Maschinenbauer und Ingenieure, keine Philosophen!
Dem jungen Steve war das alles egal. Die Werbeposter, die er auf dem ganzen Campus verteilt fand, begeisterten ihn. Das Design, die Aufmachung, aber ganz besonders: das Schriftbild. Also beschloss er einer Vorlesung über Kalligrafie beizuwohnen, der Kunst des Schönschreibens. Der Stellenmarkt für Kalligrafen ist überschaubar.
Doch zehn Jahre später, als er gemeinsam mit Steve Wozniak den ersten Macintosh Computer entwickelte, sollte das vermeintlich unnütze Wissen doch noch Anwendung finden. Penibel designte Jobs die Grafikoberfläche und das Schriftbild des Systems, und brachte damit ein Stein ins Rollen. Vorbei die Tage der hässlichen Bedienoberflächen! Aus Begeisterung für ein Thema ohne praktische Anwendung (Kalligrafie) gemischt mit jugendlicher Naivität entstand eine Innovation des Computerdesigns.
2. Glaube deinem Herzen: Hinterher macht alles Sinn
Was für ein Life-Coach-Sprech! Ich möchte nicht sagen, dass das Schicksal vorherbestimmt ist oder dass wir uns alle auf dem Weg zu unserem ganz persönlichen Lebensglück sind, das das Universum für uns bereithält. Man vergebe mir diesen Klischee-Ausdruck, aber diese romantische Gedanken sind schlicht zu schön um wahr zu sein.
Trotzdem kennen wir das alle. Letztes Jahr fragten wir uns noch: Warum mache ich das hier eigentlich? Und heute sind wir dankbar dafür. Beispiele: Ohne die fristlose Kündigung deines letzten Arbeitgebers hättest du heute nicht den Job, der dir so viel bedeutet. Prüfung verhauen? Kein Problem, das Studienfach passt eh nicht zu dir. Und war die Trennung von deiner Freundin wirklich so schlimm, wie du anfangs dachtest?
Irgendwie macht hinterher immer alles Sinn. Hätte Steve Jobs sich so viele Gedanken um den ersten Macintosh gemacht, hätte er sein Studium nicht abgebrochen und stattdessen eine Wissensbasis über Design aufgebaut? Schwer zu sagen, aber rückblickend betrachtet war die Entscheidung ein Glückstreffer für Apple. Wir sollten uns weniger Sorgen machen und mehr auf unser Herz hören. Hinterher wird alles schon Sinn machen.
3. Verlust bedeutet Gewinn von Freiheit
Gerade einmal 20 Jahre alt war Jobs, als er in Mamas Garage, gemeinsam mit Woz, Apple aus den Boden stampfte. Doch schon mit 30 wurde er aus seinem eigenen Unternehmen herausgeschmissen. Was tun, wenn das Lebenswerk wegfällt?
Was bleibt ist die Leidenschaft, die dieses Lebenswerk überhaupt erst ermöglicht hat. Die Liebe zur Sache, die kann einem niemand nehmen! Als Jobs das erkannte, sah er das Positive an dieser doch eher unangenehmen Situation. Zurück hatte er die Freiheit, wo vorher nur der Druck und die Last des Erfolgs herrschten. In den darauffolgenden fünf Jahren gründete er zwei weitere Unternehmen (NeXT und Pixar) und fand die Liebe seines Lebens: Laurene Powell, seine zukünftige Frau, mit der er drei Kinder haben wird.
Letztlich kaufte Apple die Firma NeXT. Seine Leidenschaft brachte ihn zurück nach Hause.
4. Der einzige Weg zum Glück: Tue, was du wirklich liebst!
Das Wort “Leidenschaft” spielt eine große Rolle in Jobs Lebensphilosophie. Würde man sie in einen großen Topf werfen und bis auf ihre Essenz runterkochen, dann bliebe ein Satz übrig, der lautet: Die einzige Art, Großartiges auf dieser Welt zu tun, ist, wenn man das tut, was man wirklich liebt.
Doch was ist es, das wir wirklich lieben? Was ist, wenn wir unsere Leidenschaft noch nicht gefunden haben?
Jobs: “Keep looking. Don’t settle!”
Jeder hat eine Leidenschaft, man muss sie nur suchen und finden. Und falls man sie noch nicht gefunden hat, diese große Sache, die das Beste aus einem herausholt? Nicht aufgeben! Weiter suchen. Und auf keinen Fall sollen wir uns mit weniger zufriedengeben. Das Warten lohnt sich.
5. Der Tod ist die beste Erfindung des Lebens
Das ist meine Lieblingsstelle! Jobs spricht über seinen ersten Kontakt mit dem Tod und welche Schlüsse er daraus für seine Lebensphilosophie gezogen hat. Ich könnte einen eigenen Blogbeitrag allein über Jobs Verhältnis zum Tod schreiben. Es ist eines meiner Lieblingszitate und aus Respekt, möchte ich es unkommentiert im Original hier abbilden. Verzeih mir das längere Zitat auf Englisch, aber wenn du es gelesen hast, verstehst du, was ich meine.
Du möchtest dir lieber die Stelle anhören? Kein Problem, hier lang. Nun aber die Textversion:
When I was 17, I read a quote that went something like: “If you live each day as if it was your last, someday you’ll most certainly be right.” It made an impression on me, and since then, for the past 33 years, I have looked in the mirror every morning and asked myself: “If today were the last day of my life, would I want to do what I am about to do today?” And whenever the answer has been “No” for too many days in a row, I know I need to change something.
Remembering that I’ll be dead soon is the most important tool I’ve ever encountered to help me make the big choices in life. Because almost everything — all external expectations, all pride, all fear of embarrassment or failure — these things just fall away in the face of death, leaving only what is truly important. Remembering that you are going to die is the best way I know to avoid the trap of thinking you have something to lose. You are already naked. There is no reason not to follow your heart.
About a year ago I was diagnosed with cancer. I had a scan at 7:30 in the morning, and it clearly showed a tumor on my pancreas. I didn’t even know what a pancreas was. The doctors told me this was almost certainly a type of cancer that is incurable, and that I should expect to live no longer than three to six months. My doctor advised me to go home and get my affairs in order, which is doctor’s code for prepare to die. It means to try to tell your kids everything you thought you’d have the next 10 years to tell them in just a few months. It means to make sure everything is buttoned up so that it will be as easy as possible for your family. It means to say your goodbyes.
I lived with that diagnosis all day. Later that evening I had a biopsy, where they stuck an endoscope down my throat, through my stomach and into my intestines, put a needle into my pancreas and got a few cells from the tumor. I was sedated, but my wife, who was there, told me that when they viewed the cells under a microscope the doctors started crying because it turned out to be a very rare form of pancreatic cancer that is curable with surgery. I had the surgery and I’m fine now.
This was the closest I’ve been to facing death, and I hope it’s the closest I get for a few more decades. Having lived through it, I can now say this to you with a bit more certainty than when death was a useful but purely intellectual concept:
No one wants to die. Even people who want to go to heaven don’t want to die to get there. And yet death is the destination we all share. No one has ever escaped it. And that is as it should be, because Death is very likely the single best invention of Life. It is Life’s change agent. It clears out the old to make way for the new. Right now the new is you, but someday not too long from now, you will gradually become the old and be cleared away. Sorry to be so dramatic, but it is quite true.
Your time is limited, so don’t waste it living someone else’s life. Don’t be trapped by dogma — which is living with the results of other people’s thinking. Don’t let the noise of others’ opinions drown out your own inner voice. And most important, have the courage to follow your heart and intuition. They somehow already know what you truly want to become. Everything else is secondary.
Steve Jobs verstarb knapp 6 Jahre später an den Folgen eines jahrelangen aussichtslosen Kampfes gegen Krebs. Seine Ratschläge und Überzeugungen bleiben erhalten und werden noch für Jahrzehnte Gründer, Unternehmer und Freigeister inspirieren.
Stay Hungry. Stay Foolish.
Zusammenfassung für eilige Leser
- Folge deiner Neugier und Intuition
- Glaube deinem Herzen: Hinterher macht alles Sinn
- Verlust bedeutet Gewinn von Freiheit
- Der Weg zum Glück: Tue, was du wirklich liebst
- Der Tod ist die bester Erfindung des Lebens
hallo jonas,
das ist ein sehr schöner und inspirierender artikel. ohne zweifel war steve jobs ein ganz großer und eignet sich wunderbar dazu, sich von ihm inspirieren zu lassen.
ich lese übrigens gerade die biografie von elon musk und muss sagen: der mann scheint das potential zu haben steve jobs noch zu überholen.
gruß jan
Hallo Jan,
die steht auch noch auf meiner Liste. Liest du sie im Original oder die deutsche Übersetzung?
Grüße zurück
ich lese das buch auf deutsch. ich finde die übersetzung recht gut, aber ich habe an übersetzungen sowieso selten etwas auszusetzen, also vielleicht bin ich kein guter maßstab für sowas.