Seit Ende Februar jogge ich regelmäßig. Mehr oder weniger. Und vor ein paar Wochen habe ich angefangen, abends nach der Arbeit eine Runde Online Poker zu spielen. Warum? Es hat gewisse Vorteile, die auf dem ersten Blick unerkannt bleiben könnten. Um die soll es hier gehen.
In diesem recht kurzen Blogpost erkläre ich, warum ich dieses Jahr angefangen habe, regelmäßig zu joggen und zu pokern, und warum du es auch versuchen solltest.
Was mich Pokern lehrt
Wenn ich an Poker denke, dann erinnere ich mich zurück an den Hype vor etwa 10 Jahren. In jedem Discounter gab es Pokerkoffer zu kaufen und rund um die Uhr liefen bei Eurosport irgendwelche Turniere. Im linken Eck des Bildschirms wurden die Hände der Kontrahenten eingeblendet. Jeder konnte die Partie als allwissender Zuschauer mitverfolgen und überprüfen, ob er sich in der Situation genauso verhalten hätte, wie die Profis.
Es war ungefähr auch zu dieser Zeit, als ich das erste Mal mit diesem Spiel in Berührung kam, das irgendwo zwischen Glücks- bzw. Strategiespiel und Psychoterror liegt. Ich spielte ein paar mal mit Freunden, ohne groß die Regeln zu kennen. Spaß machte es immer, doch für einen Hype typisch endete die Lust des Mainstreams am Pokern rasch. Zumindest verschwand es für mich von der Bildfläche.
Nun, Jahre später entdecke ich das Kartenspiel wieder für mich. Eher aus Zufall, denn ich suchte nach einem Zeitvertreib nach der Arbeit. Irgendetwas das ablenkt und beim geistigen Abschalten hilft. Ich lag noch nie so verkehrt.
Denn nimmt man die Partie ernst, dann kann man eben nicht geistig abschalten und sich zurücklehnen. Man bekommt dafür viel mehr geboten. Hier ein kleiner Überblick über das, was regelmäßiges Pokerspielen einem beibringen kann:
- Risiko- und Chanceneinschätzung
- Umgang mit Emotionen bei der Entscheidungsfindung
- Umgang mit Gier
Ich spiele nun wesentlich durchdachter und “erwachsener” als noch vor knapp zehn Jahren. Manche Hände lohnen sich einfach nicht. Die Chancen zu gering, das Risiko zu hoch. Die eigene Einschätzung ist gefragt. Aber auch die Analyse der Gegner ist entscheidend. Ohne Psychologie kommt dieses Spiel nicht aus.
Pokern zwingt einen außerdem dazu, mit den eigenen Emotionen umzugehen. Das heißt, einen kühlen Kopf bewahren und sich nicht von Gier treiben zu lassen. Spielt man zu emotional, dann schätzt man die Chancen und Risiken nicht mehr nüchtern ein. Man läuft Gefahr, die ganzen Chips zu verspielen. Durch Pokern lernt man die nüchterne Analyse von heiklen Situationen und den Umgang mit Gier.
Ohne Wahrscheinlichkeitsrechnen kommt man zwar nicht weit, allerdings sehe ich die Stärke des Pokerspiels darin, dass man etwas über sich selbst erfährt und sich persönlich weiterentwickeln kann. Langfristiges Erfolgsdenken spielt eine entscheidende Rolle.
Die unterschätzten Vorteile des Joggens
Die positiven Auswirkungen des Sports auf die Gesundheit gehören mittlerweile zum Allgemeinwissen. Viele stehen diesem Thema daher gelangweilt gegenüber. Aber keine Sorge, hier geht es nicht um Dinge wie anhaltende Ausdauer und einen attraktiven Adonis-Körper. Hier geht es um Psychologie, ist doch klar!
Doch was genau soll Sport nun mit unserer Psyche zu tun haben?
Nun, zum einen benötigt man beim Joggen, ähnlich wie beim erfolgreichen Pokern, ein langfristiges Erfolgsdenken. Einmal um den Block rennen und dann zwei Wochen auf die Couch zu liegen bringt genauso wenig, wie eine Poker-Runde zu gewinnen und das eingebrachte Geld in den folgenden vier Runden wieder zu verlieren.
Beständigkeit ist der Schlüssel zum Erfolg. Mentale Ausdauer.
Und das muss ebenso trainiert werden, wie die Muskeln und Sehnen. Wer regelmäßig laufen geht, der kennt den Kampf gegen den inneren Schweinehund: Heute mal nicht, ist schon spät. Und richtig gesund bin ich ja auch nicht. Pollenallergie. Schnupfen.
Wer sich selbst regelmäßig überlisten kann, der merkt schnell die Fortschritte – körperliche wie geistige. Untersuchungen über die positive Auswirkungen von Sport auf die Psyche gibt es viele. Eine Erkenntnis: Joggen ist ein wahres Anti-Depressiva! Ganz ohne Nebenwirkungen, außer vielleicht Muskelkater.
Okay…
Das hört sich ja alles schön und gut an. Pokern bringt einem bei, besser mit Emotionen bei Entscheidungsfindungen und Risikoabschätzungen umzugehen. Joggen ist eine Glücksdroge und trainiert die körperliche wie mentale Ausdauer.
Doch diese Vorteile ergeben sich wirklich nur, wenn man das Ganze regelmäßig macht. Und das ist genau der Punkt. Manchmal spielt man eben doch zu riskant und geht All in, obwohl man eigentlich nichts auf der Hand hat, nur um dem anderen eins auszuwischen. Das geht dann meistens gewaltig in die Hose. Dampf ablassen könnte man dann bei einer Runde durch den Park, aber irgendwie ist einem dann auch die Lust vergangen. Die oben genannten Ausreden kommen wieder zum Vorschein. Da sind wir alle gleich.
Wir wissen die Vorteile, scheitern aber oft an der Umsetzung, wenn es um Gewohnheitsänderungen geht. Das ist aber auch nur ein Indiz dafür, dass wir immer weiter an unserer Willenskraft arbeiten sollten. Vielleicht hilft es ja, sich die Vorteile ins Gedächtnis zu rufen?
jan says
hallo jonas,
wie es aussieht haben wir zwei gemeinsamkeiten … eigentlich sogar drei, wenn man das bloggen noch dazu rechnet.
wenn man poker wirklich ernst nimmt ist es ein extrem lehrreiches spiel. klar: man lernt das einschätzen von risiken und entwickelt ein immer besseres gespür für wahrscheinlichkeiten. aber: man lernt auch unheimlich viel über sich selbst. poker ist kein kartenspiel und auch kein glücksspiel wie einige leute denken. poker ist das wahre spiel des lebens.
ernsthaft poker spielen, joggen, bücher lesen und mit anderen menschen interagieren … in der summme das beste gehirntraining was es gibt.
gruß jan
Jonas says
Das kann ich so unterschreiben!
Grüße
Jonas