
Ich möchte hier keine Werbung dafür machen – noch gibt es auch nichts zu bewerben –, aber falls du das erste Mal von meinem Plan hören solltest, hier etwas Kontext, ohne den der folgende Beitrag wenig Sinn macht. Im November letzten Jahres hatte ich es ganz offiziell angekündigt: Ich schreibe ein Buch.
Über den konkreten Inhalt des Buches mit dem Arbeitstitel “Gut, dass Geld nicht glücklich macht” hatte ich noch nicht geschrieben, da sich das während des Schreibens ändern kann. Wichtig ist mir eine Kombination aus ökonomischen, verhaltenspsychologischen, moralischen und philosophischen Betrachtungsweisen von Glück. Allem voran soll es um das Zusammenspiel von Einkommen und Glück gehen, aber auch andere Einflussfaktoren werden besprochen.
Parallel zu meinem Praktikum hatte ich bereits bestmöglich an den Inhalten gearbeitet, soweit das eben ging. So entstand ein Stapel voller abgearbeiteter Papers und Bücher samt Notizen. Zum Schreiben kam ich allerdings in der Zeit nicht wirklich. Da mein Praktikum zum 31. Januar endete und das neue Semester vorgestern am 12. Februar begann, hatte ich etwas Zeit, die ich ausschließlich in das Projekt investieren konnte.
Und um das möglichst effektiv zu tun, überlegte ich mir eine kleine Herausforderung an mich selbst. Um die ursprüngliche Idee, die Umsetzung (positiv oder negativ?) sowie meine Learnings soll es in diesem Beitrag gehen.
Viel Spaß beim Lesen.
Jonas
PS: Schreibtipps oder Literaturempfehlung gerne per Kommentar, Mail oder Social Media.
Quasi das Aikido des Schreibens
Von September bis Januar, montags bis freitags, morgens bis abends – so verbrachte ich die Zeit während meines Praktikums in Düsseldorf mit Arbeit. Ich lernte viel, hatte Spaß dabei und machte Bekanntschaft mit herausragenden Persönlichkeiten. Die Zeit kam mir also nicht so lange wie es sich nach der Beschreibung anhört. Und ich konnte viel umsetzen und bewegen.
Szenenwechsel zur Freizeit: später aufstehen, gemütlicher in den Tag starten, schnell ablenken lassen. Zwar mögen solche Tage auch angenehm sein, aber wenn es um Effektivität und Produktivität geht, dann hinken sie den Arbeitstagen merklich hinterher. Ich fragte mich also, was diese beiden Typen von Tagen unterscheidet. Mein Ergebnis:
Ich operiere in einem anderen Modus, wenn ich quasi für jemand anderes beschäftigt bin und externe Zielsetzungen habe, als wenn ich mein eigener Boss bin und niemanden als mir selbst etwas zu beweisen habe.
Das magst du nun komisch finden oder bezweifeln. Was mich betrifft, so ist das die blanke und vielleicht harte Wahrheit, die ich akzeptieren muss. Nun kann ich das mit viel Mühe ändern und es gibt hunderte Ratgeberbücher, die einem erzählen wollen, wie man das tut. Ich hingegen folge dem Lehrsatz, der vielen östlichen Kampfkünsten wie Aikido zugrunde liegt: Nutze die Kraft deines Gegners. Für mich bedeutet das:
Erkenne, dass du durch Externes und Druckmittel motiviert bist. Wehre dich nicht dagegen, sondern gehe den einfachen Weg und nutze diese Mechanismen zu seinen Gunsten.
Wie konkret? Indem ich mich einer Schreib-Challenge stellte, die eine Woche ging. Ich wollte das Schreiben wie einen Job angehen. Der Tag sollte aus nichts anderem bestehen. Und der Boss? Das waren meine Instagram-Follower. Denn ich hatte vor, das ganze ebenso öffentlich zu machen wie die Ankündigung meines Buchprojektes. Jeden Tag wollte ich Updates über meinen Schreiberfolg geben.
Die Schreib-Challenge: 2000 Wörter am Tag
Ich setzte mich eines Samstagnachmittags im Januar an den Küchentisch und brainstormte über die Details der Schreibaufgabe.Ich nahm mir vor, vom 3. bis 9. Februar jeden Tag 2.000 Wörter zu schreiben. Wie schwer soll das schon sein? Ein Blogbeitrag auf Gedankennahrung hat üblicherweise 1.000 bis 1.500 Wörter und lässt sich an einem Tag recherchieren, schreiben, lektorieren und veröffentlichen. Und so rechnete ich hoch: 2.000 Wörter? Das ist drin, wenn auch mit Mühe
Zu ambitioniert? Was ich nicht bedacht hatte
Stolz, dass ich einen Plan aufgestellt hatte, freute ich mich schon auf meine Schreibwoche. Ich war motiviert. Endlich konnte es richtig losgehen mit meinem Buch!
Allerdings hatte ich einiges nicht beachtet. Am ersten Schreibtag zog ich zurück nach Mannheim, weshalb ich erst am Abend mit dem Schreiben beginnen konnte. Bis kurz vor Mitternacht war ich in der Bibliothek. 1.230 Wörter schaffte ich am ersten Tag und lag damit unter meiner Zielvorgabe. Am nächsten Tag konnte ich mein Ziel erreichen, wenn auch nur sehr knapp. Es sollte der einzige Tag sein, an dem ich über die Grenze von 2.000 Wörter kam.
Bereits bei meinem ersten Post auf Instagram bekam ich Kommentare wie: “Am Tag 2.000 Wörter? Das ist aber ambitioniert!” Und sie hatten natürlich Recht.
An sich ist es nicht schwer, diese Anzahl an Wörtern schreiben zu schreiben. Wenn man erst mal an der Tastatur sitzt und einer guten Idee hinterherrennen kann, dann hat sich das sogar ziemlich schnell. Vorausgesetzt, man hat bereits ausreichend Literatur gelesen und Notizen geschrieben, die man umsetzen möchte.
Da es sich bei meinem Buch um ein Sachbuch handelt, ist das mit dem Erreichen des Schreibpensum etwas komplizierter als man zunächst annehmen möchte. Grund dafür ist der Rechercheaufwand. So hatte ich erst mal einiges zu drucken, durchzuarbeiten, zu strukturieren usw. bevor ich auch nur ein paar sinnvolle Sätze schreiben konnte. Das hatte ich ganz klar unterschätzt. Und auch wenn ich jeden Tag sechs Stunden an meinem Projekt saß, so schwanken die Anzahl an Wörter doch sehr von Tag zu Tag, wie du der ausgefüllten Tabelle am Ende der Schreibwoche entnehmen kannst.
Das ist wohl das größte Learning: Wortzahlen an sich sagen noch nicht wirklich etwas über den tatsächlichen Schreiberfolg aus. Zumal man durchs Editieren auch den Wordcount vermindert.
Mein Fazit:
Wer mir und meiner Schreib-Challenge auf Instagram gefolgt ist, der hat mein Fazit bereits mitbekommen. Mir war ziemlich früh klar, dass ich meine hochangesetzten Ziele wohl nicht erreichen werde. Trotzdem wollte ich nicht aufgeben. Warum? Weil ich Fortschritte machte. Große sogar.
Mein eigentliches Ziel, wie in der Einleitung erwähnt, war es nicht, 2.000 Wörter am Tag zu schreiben. Das war nur der Deckmantel meines eigentlichen Plans. Ich wollte mich größtmöglich zum intensiven Schreiben animieren. Und das gelang mir ganz klar. Ich verbrachte den größten Teil der Tage während meiner Schreibwoche mit nichts anderem als Literaturrecherche, Zusammenfassungen schreiben und in die Tastatur meines Macs reinzuhauen.
So schaffte ich zwar keine 14000 Wörter nach Ablauf der Zeit, aber knapp 10.000. Das entspricht etwa 25 Seiten. Das kann sich durchaus sehen lassen! Und ich bin mir sicher, ohne eine solch ambitionierte Zielsetzung hätte ich das nicht geschafft. Zwar hätte ich öfters mein Ziel erreicht, sagen wir, wenn ich 1.000 Wörter pro Tag schreiben wollte. Aber das Endresultat wären eher 18 Seiten und keine 25 gewesen.
Prognose: Wie es weitergeht und wann das Buch fertig ist
In der Schreibwoche konnte ich sehr viele gute Ideen niederschreiben und meine Struktur des ersten Kapitels verfeinern. Allerdings gibt es noch vieles auszubügeln, Kommentare umzusetzen. Wahrscheinlich werden einige Textpassagen ganz gestrichen, da sie nicht zum Rest und Feeling des Kapitels passen.
Eine kleine illusorische Hochrechnung: Aufgrund der obigen Überlegung werden es von meinen 25 Seiten wohl höchstens 15 ins fertige Buch schaffen. Gehen wir von einem Standard-Buch von 250 Seiten aus. Würde ich so intensiv wie in der Schreibwoche arbeiten, bräuchte ich etwa etwa 4 bis 5 Monate bis zur Fertigstellung des Buches.
Das ist natürlich eine sehr einfache Hochrechnung und schon die Annahme, dass ich volle fünf Monate so intensiv arbeiten kann wie in der Zeit meiner Schreib-Challenge, ist nicht möglich. Eine konservativere Rechnung sieht so aus.
Es gibt Tage, da lese ich ausschließlich. Und es gibt Tage, da brauche ich nur Notizen in Reinschrift umzusetzen. Wir müssen also mit Durchschnittswerten arbeiten. Inklusive Recherchezeit schaffe ich wohl durchschnittlich 1 Seite Text an einem wirklich guten Tag. Unter der Woche bin ich anderweitig beschäftigt. Allerdings stehen mir dieses Jahr 40 Wochenende zur Verfügung sowie 30 Tage im Sommer zur vorlesungsfreien Zeit. Meine konservativere Prognose lautet, dass ich 100 bis 150 Seiten dieses Jahr schreiben werde.
Folglich wird selbst die erste Fassung des Buches in 2018 nicht fertig. Aber ich werde neben dem Studium weiter intensiv daran arbeiten. Es ist ein Projekt, dass auf mehrere Jahre ausgelegt ist. Und falls du möchtest, kannst du mich gerne dabei begleiten. Ich teile meinen Schreiballtag, meine Erfolge aber auch “Niederlagen” wie diese Schreib-Challenge oder besser Learnings. Am besten folgst du mir dafür auf INSTAGRAM oder du trägst dich in meinen Gedankennahrung Newsletter ein.
Ich bin auf alle Fälle sehr gespannt, in welche Richtung sich das Projekt weiterbewegt. Ich bewege mich jetzt unter die Dusche und dann in die Bibliothek. Es geht weiter!
Jonas
PS: Dieser Beitrag ist ziemlich genau so lange wie mein durchschnittliches Tagespensum. Zufall?
Hallo Jonas,
eine wirklich spannende Challenge. Du hast es ja schon richtig geschrieben, die meiste Arbeit macht die Recherche.
Ich könnte am Tag locker 4000 Wörter schaffen, aber eben nur zu einem Thema frei aus dem Kopf. Muss man aber erst gründlich recherchieren, kostet es wertvolle Schreibzeit.
Bin gespannt wie es bei dir weitergeht.
Viele Grüße
Sladjan