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Identität: Eine Nachricht an alle, die sich nicht entscheiden können

21. Februar 2016 by Jonas 5 Comments

Ich habe eine Nachricht an all diejenigen unter euch, denen es wie mir geht. Die sich nicht entscheiden können, was sie mit ihrem Leben anfangen wollen. Die Interesse an “zu vielen Dingen” haben, als dass sie sich für eines entscheiden könnten.

Du Schwierigkeiten darin, die berühmte Small-Talk-Frage zu beantworten: “Und, was machst du so?”
Weil dir keine einfache Antwort einfällt. Weil du findest, dass nicht dein Studiengang oder dein Beruf alleine dich definiert.

Letzten Monat hat Chris Gsellmann einen Gastbeitrag zum Thema Selbstakzeptanz geschrieben. Die paar Zeilen hier sollen daran anschließen.

Das Führen eines Journals zur schriftliche Reflexion

journal-schreiben

Machst du dir Neujahrsvorsätze?

Ich nicht wirklich. Stattdessen habe ich mir angewöhnt, das Jahr am Silvestertag schriftlich Revue passieren zu lassen. Das hat den Vorteil, dass man in den kommenden Jahren immer zurückschauen kann, was einen im Jahr 20xx so bewegt hat. Was man erreicht hat, welche Sorgen man hatte und woran man gescheitert ist, woraus man gelernt hat.

Ich habe ja schon häufig gesagt, dass ich das Führen eines Journals wichtig für die eigene Psyche und die Persönlichkeitsentwicklung halte. Man minimiert die Gefahr, sich selbst zu belügen, indem man seine Haltung und Gefühle regelmäßig festhält und bei Bedarf retrospektiv betrachtet. Aber darum soll es in diesem Beitrag nicht gehen.

Auf einer Cocktail-Party

Als ich über mein 2015 nachdachte, ist mir klargeworden, wie viele unterschiedliche Dinge ich ausprobiert und gemacht habe. So viele Dinge, dass ich auf die typische Frage bei Cocktail-Partys nur schwer eine Antwort finde.

Stell dir vor, du bist auf einer Party und wirst gefragt: “Na, was machst du denn.”

Diese Frage ist nicht sonderlich tiefgründig. Ganz normaler Small-Talk. Die meisten Leute finden schnell eine Antwort. “Ich studiere hier an der Uni Geschichte.” oder “Ich arbeite bei Daimler in der Personalabteilung.”

Aber was sagt die Person nun, die sich nicht für eine Sache entscheiden kann? Die ihre Identität nicht mit ihrem Beruf gleichsetzt oder die mehrere Einkommensquellen, Hobbys und Lebensziele hat?

Ein Beispiel: Ich

Mein persönliches 2015 war ziemlich vielschichtig und abwechslungsreich.So geht es wahrscheinlich vielen in meinem Alter. Nachdem ich mein Auslandssemster in Warschau beendet hatte, zog ich nach Berlin, um für ein paar Monate in der Marketing-Abteilung eines Startups zu arbeiten. Im Sommer ging es zurück nach Mannheim. Ich fing an, als Freelancer für eine IT-Beratung zu arbeiten, für die ich Pressemitteilungen und Werbetexte schrieb. Parallel dazu habe ich als Freier Mitarbeiter in einer regionalen Tageszeitung angefangen. Ich wollte einen Einblick in verschiedene Schreibberufe erlangen und mich einfach ausprobieren. Dazulernen. Gedankennahrung habe ich natürlich auch nicht vergessen. Mein Musikprojekt habe ich wieder aufgenommen sowie eine neue Gitarre gekauft.

All das neben meinem Studium. Und selbst da konnte ich mich nicht entscheiden, was es sein soll. Der vertraute Leser wird wissen, dass ich Philosophie und Betriebswirtschaftslehre an der Universität Mannheim studiere.

Zurück zur Small-Talk-Frage:

Was bin ich denn?

Student?

Texter?

Zielloser Umherschweifer?

Die Message an dich

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Sinn dieses Beitrags ist es nicht, anzugeben, wie viele tolle Sachen ich so mache. Stattdessen möchte ich denjenigen von euch, die eine ähnliche Persönlichkeit haben, etwas mit auf den Weg geben. Falls du dich nicht für eine Sache entscheiden kannst und willst, dann musst du das auch nicht.

Es gibt Strategien, wie du verschiedene Lebenswege unter einen Hut bekommen kannst. Natürlich wirst du Prioritäten aufstellen müssen und es ist unwahrscheinlich, dass du in allen Interessengebieten  mit denen mithalten kannst, die sich auf nur einen Bereich spezialisiert haben.

Aber das ist auch nicht dein Ziel.

Dein Ziel ist es, dich nicht für andere verstellen zu müssen.

Als Kind ging ich mit meinem Vater häufig zur örtlichen Freiwilligen Feuerwehr. Er war Kommandant. Die Leute dort waren in meinen kindlichen Augen natürlich alles Feuerwehrmänner, wie man sie im Bilderbuch sieht. So funktionieren Kindergehirne, sehr simpel aber effektiv: Bob, der Baumeister. Jeder Person wird eine Identität zugeordnet. Als ich dann herausgefunden hatte, dass einer der Feuerwehrmänner in einer Firma arbeitet, ja selbst mein eigener Vater nicht hauptberuflich Feuerwehrmann ist, da war ich verwirrt.

Wie kann eine Person denn gleichzeitig Feuerwehrmann und Angestellter sein?

Diese Weisheit, dass es durchaus geht, ist aus heutiger Sicht natürlich wenig überraschend. Aber ist es das? Funktionieren die meisten Menschen nicht immer noch mit dieser 1:1-Zuordnung?

Findest du dich wieder?

Nun meine Frage an euch. Erkennt ihr euch wieder? Habt ihr auch Schwierigkeiten, euch über eine einzige Sache wie den Beruf oder Hobby zu definieren?

Wie geht ihr mit der berühmten Cocktailparty-Frage um?

Lasst es mich und die anderen Leser wissen!

Jonas

 

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Filed Under: Gedankenhäppchen, Persönlichkeitsentwicklung Tagged With: Gedankenhäppchen, Identität, Journal, Selbstakzeptanz, Selbstreflexion, Studium

Comments

  1. Christina Schindler says

    23. Februar 2016 at 13:51

    Hi Jonas,

    eine wirklich wichtige Frage, die du dir hier gestellt hast. Zum einen definiere ich mich natürlich nicht über eine einzige Sache, denn es gibt so viel in meinem Leben. Sollte aber tatsächlich die Frage “was machst du so?” auftauchen, dann antworte ich darauf grundsätzlich nicht. Ich bitte mein Gegenüber erst einmal genauer zu definieren, was er meint. Ob er meinen Beruf meint, meine Hobbies etc. Dann lässt sich das Ganze auch besser eingrenzen.
    Zum anderen habe ich von einer ganz tollen Bloggerin einmal etwas ganz wichtiges über das Wörtchen UND gelesen. Sie hat sich nämlich eine ähnliche Frage gestsellt wie du und beschlossen, dass man mehrere Dinge sein kann. Ich bin also demnach Bloggerin UND Mediengestalterin UND Katzenliebhaberin UND Kampfsportlerin und und und … Diese Betrachtungsweise finde ich persönlich sehr schön 🙂
    Dein Artikel regt wirklich zum Nachdenken darüber an, wer man wirklich ist und wie vielfältig die eigenen Persönlichkeit sein kann. Danke dafür!

    Alles Liebe
    Tina

    Antworten
    • Jonas says

      25. Februar 2016 at 21:52

      Hallo Tina,

      eine sehr gute Idee. So mache ich das meistens auch, wobei ich die Dinge zwischen dem “und” je nach Situation anpasse. Alles kann man ja nicht erzählen. Wäre auch nicht immer passend.

      Grüße
      Jonas

      Antworten
  2. Kiki says

    28. Februar 2016 at 09:38

    Ich find es ja mega interessant, dass Du das Thema aufgreifst, denn ich bin nun nach 3 Jahren in Kanada wieder zurück in Deutschland und mir fallen die kleinen, feinen Unterschiede wieder einmal auf. Bereits in den ersten Wochen in Kanada habe ich gemerkt, dass die “Was machst Du so?” erst sehr spät gestellt wird, unter Umständen erst bei einem 2. oder 3. Treffen. Ich finde, es ist ein typisch deutsches Denken die Mitmenschen in Kategorien einzuordnen und da es für Deutsche sehr wichtig ist, einen festen Job zu haben, der auch noch 75% des Lebens in Anspruch nimmt, definieren die meisten sich über den Beruf. Das finde ich sehr schade, denn es wird nicht die Frage nach dem “Wer bist du?” gestellt, es wird also nicht das Interesse an der Persönlichkeit des Anderen gefragt, sondern lediglich nach dem, was der Andere so macht, schafft, welchen Beitrag er zur Gesellschaft leistet. In Kanada ist es übrigens vollkommen normal einen “bunten” Lebenslauf zu haben, mal in diesem, mal in jenem Bereich gearbeitet. Im beruflichen Bereich wird dann nur darauf geguckt, wie er/sie die unterschiedlichen Erfahrungen in den neuen Job mit einbringen kann. Im privaten Bereich spielt es keine Rolle.
    Mein Fazit lautet daher: Wir sollten aufhören in Kategorien zu denken (auch wenn sie manchmal ein kleines bisschen hilfreich sein können) und stattdessen offener sein und eine offenere Kommunikation führen!

    Antworten
    • Jonas says

      28. Februar 2016 at 16:50

      Hallo Kiki,

      danke für deine Ergänzung. Das ist das Tolle, wenn man Kontakt zu Menschen anderer Kulturen hat oder sogar eine zeitlang auf einem anderen Kontinent gelebt hat. Man hinterfragt.

      Ich kann natürlich nicht für Kanada sprechen, aber ich glaube die “Was machst du”-Frage ist auch außerhalb von Deutschland weit verbreitet. Wobei ich ebenso wie du vermute, dass wir Deutschen besonders zu einer Definition der Person über den Beruf neigen.

      Das muss nicht schlimm sein. Besonders nicht, wenn jemand tatsächlich einer erfüllenden Aufgabe nachgeht. Aber die Schablone lässt sich natürlich nicht auf alle anwenden, und es ist schade, wenn man eine Person, die nicht in dieses Schema passt, als unentschlossenen Träumer abzustempeln.

      Meine Rückfrage an dich: Aus deiner Erfahrung in Kanada, welche Fragen stellen die Leute denn in ähnlichen Situationen?

      Grüße
      Jonas

      Antworten
  3. Dr. Elmar Basse says

    17. März 2016 at 16:46

    Hallo, möglicherweise muss man bei der Frage nach dem Ich verschiedene Ebenen unterscheiden. Es gibt vielleicht ein tieferes Ich mit bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen, die sich im Zeitablauf kaum verändern, und dann verschiedene Aspekte der Person, die mit ihr in einer lockereren Beziehung stehen. So kann man mal dies und mal das machen, aber trotzdem ein inneres tieferes Ich haben, zum Beispiel eines, das auf der Suche ist und sich gern neu inspirieren lassen möchte und darum eben mal dies und mal das macht.

    Viele Grüße
    Elmar Basse

    Antworten

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Über den Autor

Jonas Schröder ist Freizeit-Autor und notorischer Autodidakt, ein Generalist und interdisziplinär veranlagt. Sein Motto ist: Love it, change it or leave it. Und dann noch so eine Mischung aus Toyota und Nike: Nichts ist unmöglich. Mach es einfach! Er hat Philosophie und Betriebswirtschaftslehre an der Universität Mannheim studiert. Aktuell macht er den Master in Management an der Business School in Mannheim. Mehr über den Blog

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