
Jeder, der schon mal mit anderen Leuten zusammen gelebt hat, kennt das. Man geht in die Küche, möchte etwas wegschmeißen und findet einen vollen Mülleimer. Was macht man? Man drückt das Ganze ein wenig zusammen und legt den eigenen Müll sorgsam obendrauf. Das macht dann jeder, bis der Mülleimer platzt. Nur leeren möchte ihn keiner. Dabei kann das den Erfolg erhöhen.
Ich rede natürlich nicht davon, bei der Arbeit ständig den Müll rauszubringen. Es geht hier eher um freiwillige Extra-Arbeit, die keiner machen will.
Das sind meistens nebensächliche Dinge, wie die Klimaanlage einstellen, Lüften und die Kaffeemaschine auffüllen. Warum sollst genau du das machen? Weil du dich in dieser Umgebung aufhältst und diese gut temperiert und ordentlich haben möchtest. Du bist keinesfalls der Depp der anderen sondern einfach nur egoistisch: Du willst Kaffee, also muss die Maschine funktionieren!
Nun gibt es aber auch Arbeit, die tatsächlich direkt relevant für das Tagesgeschäft ist und die trotzdem keiner machen möchte. Es hat gewisse Vorteile, wenn wir uns dieser freiwillig annehmen.
Vorteil 1: Aufstieg auf der Karriereleiter
Sobald es z.B darum geht, Verantwortung zu übernehmen, schrecken die meisten Angestellten zurück. Sie wollen nur ihre Arbeit machen und Papierstapel abarbeiten. Das ist auch ihr Recht und dagegen gibt es wenig einzuwenden.
Doch gerade das Übernehmen von Verantwortung ist eines der größten Karrieresprungbretter. Irgendwie gut für uns, dass sich so wenige darum schlagen…
Auch das regelmäßige Lesen über das, was gerade in der eigenen Branche und mit dem Unternehmen passiert, wird von vielen als unnötiges Extra angesehen. Aber warum sollte jemand in Branche X arbeiten, wenn er sich gar nicht für das interessiert, was die neusten Trends in Branche X sind?
Lesen und Informieren ist das Mindeste. Weiß man, was sich gerade um einen abspielt, dann ist man den anderen einen Schritt voraus. Vielleicht weiß man sogar etwas, das der Boss nicht weiß und kann ihm dadurch etwas vorschlagen. Dem Boss etwas vorschlagen? Auch davon schrecken die meisten zurück.
Doch wer wird wohl befördert: Die unbekannte Nummer, die nur ihre tägliche Arbeit tut oder derjenige, der sich besonders gut in der Branche auskennt und der vor Eigeninitiative nur so strotzt?
Vorteil 2: Gehaltserhöhung
Na gut, vielleicht klingt das alles ein wenig zu idealisiert. Nicht jeder möchte die interne Karriereleiter hochklettern. Doch wie wäre es mit einer Gehaltserhöhung?
Dafür muss dem Boss natürlich sachlich vorgelegt werden, weshalb man eine Erhöhung verdient haben soll. Fakten zählen hier. Wer neben seiner Pflicht auch andere freiwillige Arbeit ausgeführt hat, der ist hier natürlich im Vorteil.
Mehr darüber, wie man am besten nach einer Gehaltserhöhung fragt, kannst du hier nachlesen (Englisch) bzw. hier auf Deutsch.
Mögliche Nachteile und Fehler
Mir fallen besonders zwei große Nachteile und Gefahren ein.
Erstens: Die gute Seele wird meistens ausgenutzt. Das Aufladen von Extra-Arbeit, um die sich keiner kümmern will, kann zwar die oben genannten Vorteile mit sich bringen. Doch auf der anderen Seite signalisiert man damit den Kollegen: Leute, ladet mich voll! Schnell kann es sein, das man dann tatsächlich der Depp für alles ist. Auch für Dinge, die uns wohl nicht weiterbringen.
Was man dagegen tun kann? Man kann sich z.B. für einen gewissen Zeitraum ein Ziel setzen; einen Plan, der beinhaltet, was man alles tun möchte und was eher nicht zielführend ist. Das kann bei der eigenen Kontrolle helfen.
Zweite Gefahr: Das kennt man noch aus der Schule. Wer sich zu oft freiwillig meldet und nach der Stunde noch mit dem Lehrer quatscht, der ist ein Streber. Und Streber mögen wir nicht! Die Gefahr hier ist also, dass man als überambitionierter Besserwisser wahrgenommen werden kann. Das ist schade, manchmal aber unvermeidlich. Der Mensch ist oft eifersüchtig und es fällt uns leichter, andere schlecht darzustellen als selbst unser Verhalten zu ändern.
Was kann ich dagegen tun? Auch hier hat uns die Schule etwas gelehrt, nämlich dass es einen Unterschied zwischen einem ambitionierten ehrlichen Schüler und einem Schleimer gibt. Ist man gut informiert, dann darf man ruhig mit Selbstvertrauen seine Meinung in Meetings äußern. Ist man wirklich der Meinung, dass man für ein Projekt besonders gut geeignet ist, dann spricht auch nichts dagegen, diese Aufgabe übernehmen zu wollen. Wer ambitioniert ist, der darf das auch ruhig zeigen.
Was allerdings nicht gemacht werden sollte, ist das, was auch in der Schule viele gemacht haben, als mündliche Noten eingeführt wurden: Einfach irgendwas sagen. Übertragen auf das Berufsleben heißt das: Nur Aufgaben übernehmen, die man sich auch zutraut. Mache nur so viel wie du mit guten Gewissen und erfolgreich erledigen kannst. Ist man überambitioniert, so läuft man Gefahr, die Sympathie der Kollegen zu verlieren und seine Aufgaben nicht richtig zu erledigen.
Versuch es doch mal!
Liebe Grüße
Jonas
PS: Während ich diesen Artikel geschrieben habe, hat jemand den Müll rausgebracht.
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